Beim Rolfing liegt der Fokus zunächst auf dem Körper, schließlich sollen Faszienverklebungen gelöst und die Körperhaltung verbessert werden. Doch die Forschung zeigt, dass Körper und Seele eng zusammenhängen und Einfluss aufeinander nehmen können. Somit kann sich die strukturelle Integration des Körpers auch auf die Psyche auswirken. Wie genau die Psyche von Faszientherapien wie Rolfing profitieren kann und wer von dieser Methode besonders profitiert, erfahren Sie hier!
So hängen Körper und Geist zusammen
Forscher haben bereits vor mehreren Jahren einen Zusammenhang zwischen Körper und Psyche nachgewiesen, wie ein Artikel der Zeit aus dem Jahr 2013 belegt. Das funktioniert in beide Richtungen: Sind wir etwa psychisch gestresst, spannen sich unsere Muskeln an. Auf Dauer kann das zu chronischen Verspannungen führen. Uns „liegt eine Last auf den Schultern“ und „etwas wie ein Stein im Magen“. Bei psychischen Belastungen nehmen wir oftmals eine eingesunkene sowie gebeugte Körperhaltung ein und lassen die Schultern sprichwörtlich hängen.
Wie ein Artikel im Spiegel zeigt, hat die Forschung in den vergangenen Jahren nachgewiesen, dass eine aufrechte Körperhaltung wach macht und die Stimmung positiv beeinflussen kann. Wenn unsere Körperhaltung krumm ist und wir nicht sicher stehen, kann uns das auch die Sicherheit im Geist nehmen.
Psychischer Stress und Traumata wirken auf die Faszien
Bei Stress reagiert der Körper mit Anspannung und schüttet Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus. Dadurch steigt der Herzschlag, die Atmung beschleunigt sich und die Muskeln spannen sich an. Kurzfristig macht uns das leistungsfähiger, doch chronische Anspannung und dauerhafte Leistungsbereitschaft kann langfristig zu physischen und psychischen Beschwerden wie verspannten Muskeln oder innerer Unruhe führen.
Auch andere Umstände können sich im Körper und in den Faszien manifestieren. Solche psychischen oder physischen Traumata sind uns dabei gar nicht immer bewusst. Sei es der Verlust eines wichtigen Menschen, ein Unfall (= Schocktrauma) oder eine bestimmte Familiensituation, die uns belastet (= Entwicklungstrauma). Körpertherapien, welche die Faszien adressieren, können nicht nur auf den Körper wirken, sondern auch auf die psychische und emotionale Ebene.
Sicherheit und Orientierung im Raum durch Faszien und Psyche
Um uns zu bewegen, müssen wir uns fortlaufend mit der Schwerkraft arrangieren. Bei jedem Schritt halten uns unzählige Muskeln im Gleichgewicht und wir orientieren uns: wo ist oben, unten, vorne, hinten, links und rechts? Je klarer und sicherer unsere Orientierung ist, desto erfolgreicher ist die angestrebte Handlung.
Das Fasziennetz ist ein wichtiges Sinnesorgan für die Propriozeption, den Sinn der Eigenwahrnehmung für Lage und Bewegung im Raum. Stehen wir stabil und sind orientiert, fühlen wir uns sicherer und strahlen dies selbstbewusst nach außen. Das ist beispielsweise bei repräsentativen Berufen wie dem Lehramt oder als Führungskraft wichtig und verdeutlicht, wie unsere Körperhaltung sich auf unsere Psyche auswirken kann.
Faszien und Psyche beim Rolfing®: Gesundheit für Körper und Seele
Viele Klient:innen berichten davon, dass die Arbeit mit der Schwerkraft und dem Körper sich auch psychisch und emotional auswirkt. Offene Fragen wie „Wie fühlt es sich an, wenn du langsam ausatmest?“ laden dazu ein, sich mit seinem Körper auseinanderzusetzen, dem Inneren zuzuhören und Signale wahrzunehmen. Das kann dazu führen, dass man sich geerdeter fühlt.
Psyche und Körper beim Rolfing®: Aufrechte Körperhaltung auf den Geist übertragen
Rolfer spüren Verhärtungen des Bindegewebes auf und lösen sie durch gezielten manuellen Druck, um die Körperstruktur zu optimieren und Haltung sowie Bewegung im Kontext der Schwerkraft zu fördern. Aufgrund der Verbindung von Körper und Geist kann Rolfing auch den Geist integrieren, indem der Rolfer Veränderungen im Körper anstößt, die sich auf die Psyche übertragen können.
Ist der Körper strukturell integriert und Faszienverklebungen gelöst, kann er eine aufrechte Haltung einnehmen. So kann man seine innere Stärke auch nach außen ausstrahlt. Gleichzeitig kann das die Klarheit und Kraft der Stimme fördern, da sie den gesamten Körper als Resonanzraum nutzen kann.
Wie kann Rolfing® Achtsamkeit für Körper und Seele verbessern?
Außerdem kann eine intensive Auseinandersetzung mit dem Körper die eigene Selbstwahrnehmung verbessern – sowohl auf der physischen als auch der psychischen Ebene. Klient:innen lernen im Rolfing, ihrem Körper zuzuhören und ein tieferes Bewusstsein für ihn zu entwickeln. Die neu erlernten Fähigkeiten können dann oft auch auf die Psyche wirken, da der Körper frühzeitig signalisiert, wenn beispielsweise Grenzen überschritten wurden und etwas „zu viel“ wird. Das wiederum kann die Selbstwirksamkeit und das Wohlbefinden steigern – und ganz allmählich auch das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl.
Gleichzeitig kann eine Rolfing-Behandlung Emotionen freisetzen. Denn Faszien speichern oft sowohl körperliche als auch psychische Spannungen. Löst ein Rolfer diese Spannungen und die damit verbundenen Traumata, kann das Emotionen freisetzen. Oft sind wir uns dieser festgehaltenen Gefühle gar nicht bewusst, bis sie an die Oberfläche kommen. Dann empfinden wir Erleichterung und Befreiung.
Me-Time statt Stress: Zeit und Raum für Selbstfürsorge
Eine Rolfing-Behandlung schafft Raum für feste Termine, in denen sich Klient:innen ausschließlich mit sich selbst und ihrem Körper beschäftigen können – was einige sogar als persönliches Wellness erleben. Denn im stressigen Alltag zwischen Beruf und Familie gehen eigene Bedürfnisse und die Gesunderhaltung des eigenen Körpers oft unter.
Mit dem Lösen von Faszienverklebungen kann der Rolfer zudem auch auf anhaltende Stresssymptome wirken. An deren Stelle können dann Empfindungen wie Vitalität oder Gelassenheit treten und sich so nachhaltig positiv auf den Alltag auswirken. Eine Rolfing-Behandlung kann daher dazu beitragen, Stress abzubauen und Entspannung zu fördern.
Körper und Geist im Einklang: Für wen eignet sich Rolfing®?
Rolfing eignet sich für jede Person, die ihr Körperbewusstsein und ihre Körperhaltung sowie mögliche Beschwerden wie Rückenschmerzen verbessern möchte. Neben Sportler:innen richtet sich die ganzheitliche Methode daher auch an Personen mit repräsentativen Aufgaben wie Geschäftsführer:innen oder Lehrer:innen und an Musiker:innen. Wie sich Rolfing auf die Psyche auswirkt und welche positiven Nebenwirkungen auftreten können, ist individuell verschieden. Doch Rolfing schafft den Raum für positive Prozesse von Körper und Psyche.
Rolfing® kann sich auf Faszien und Psyche gleichzeitig auswirken
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Rolfing sowohl auf die Faszien als auch auf die Psyche Einfluss nehmen kann. Die Verbindung zwischen dem Bindegewebe und der psychischen Verfassung des Menschen ist komplex und vielschichtig. Rolfing kann positive Auswirkungen auf die Psyche haben, indem es Schmerzlinderung, besseres Körperbewusstsein, Entspannung, emotionale Freisetzung, verbesserte Körperhaltung und Beweglichkeit sowie eine stärkere Integration von Körper und Geist fördert.
Wer sein eigenes Körpergefühl, seine Stabilität und seine innere und äußere Aufrichtung fördern möchte, ist hier richtig.
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